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Hof-Theater-Tromm – Odenwald Natur-Kultur
Die ganze Welt ist eine Bühne, wusste schon der Barde von Avon, wie die Engländer ihren größten Dichter nennen, und auch der 1944 in Darmstadt geborene Theatermacher Jürgen Flügge ist natürlich nicht an Shakespeare vorbeigekommen. Als Regisseur hat Flügge mehrere Stücke des Briten inszeniert, auch den Dauerbrenner „Romeo und Julia“. Ansonsten hat der studierte Theaterwissenschaftler und Germanist Bühnen in München, Braunschweig und Esslingen geleitet, in Frankfurt am Main, Stuttgart, Berlin und Bern als Dramaturg gearbeitet, außerdem sehr viel im Ausland Regie geführt: in London, Paris, Zagreb, Wien und im russischen Rostov am Don.
Neben seiner derzeitigen Tätigkeit als Dozent für Theatertheorie an der Theaterakademie Mannheim leitet er seit 2001 das von ihm gegründete Hof-Theater-Tromm. Flügge ist Mitglied der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste in Bensheim und Ehrenmitglied des Fonds Darstellende Künste sowie der internationalen Kinder- und Jugendtheaterorganisation ASSITEJ. Er hat in seiner Arbeit immer einen Schwerpunkt auf das Kinder- und Jugendtheater gelegt. Deshalb entwickelt er in diesem Genre mindestens zwei Eigenproduktionen pro Jahr für das Hof-Theater-Tromm, das der engagierte Theaterleiter einst gestartet hat, »um Kultur im ländlichen Raum zu fördern.«
Schon 1996 hat er den „Trommer Sommer“ gegründet, ein überregionales Kulturfest für den Odenwald, und vor zehn Jahren sind die „Sommerspiele Überwald“ dazugekommen. Es werden große Theaterproduktionen mit Spielern aus der Region für Menschen in der Region entwickelt und mit großem Erfolg bei Publikum und Presse aufgeführt.
Text: Mike Seifert
Weil die Tromm als höchster bewohnter Berg im Kreis Bergstraße-Odenwald Natur-Kultur pur bietet, hat sich für den Theaterleiter und Regisseur ein Thema angeboten, das zum Odenwald unabdingbar gehört: der Apfel. Eines seiner Programme hat Jürgen Flügge der göttlichen Frucht gewidmet: „Der Apfel — ein Geschenk der Götter“ ist eine Apfel-Lesung mit Märchen, Gedichten und Liedern, mit Texten von Gotthold Ephraim Lessing, Frank Wedekind, Rainer Maria Rilke und von Goethe bis Heinz Erhardt. Jürgen Flügge hat zusammen mit dem Hof-Theater-Tromm die Patenschaft des Beitrags zum Odenwälder Kulturgut Apfel übernommen.
Hof-Theater-Tromm

Auf der Tromm 13

64689 Grasellenbach

Tel.+ Fax: 06207-3323

E-Mail: hof-theater-tromm@gmx.de

Redaktion: Jürgen Flügge

www.hof-theater-tromm.de

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Auswahl aus der Lesung von Jürgen Flügge
„Der Apfel — ein Geschenk der Götter“
Der Apfelschuß

Der Landvogt Geßler sprach zum Tell:
"Du weißt, ich mache nicht viel Worte !
Hier, nimm einmal die Tüte schnell,
sind Äpfel drin von bester Sorte !
Leg einen auf des Sohnes Haupt,
versuch, ihn mit dem Pfeil zu spalten !
Gelingt es Dir, sei's Dir erlaubt,
des Apfels Hälften zu behalten !"
Der Vater tat, wie man ihm hieß,
und Leid umwölkte seine Stirne,
der Knabe aber rief: "Komm, schieß
mir schnell den Apfel von der Birne !"

Der Pfeil traf tödlich - - - einen Wurm,
der in dem Apfel wohnte ....
Erst war es still, dann brach ein Sturm
des Jubels los, der'n Schützen lohnte !
Man rief: "Ein Hoch dir, Willi Tell !
Jetzt gehn wir einen trinken, gell ?"*

 
Heinz Erhardt (1909 - 1979)
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Der Apfelgarten
Komm gleich nach dem Sonnenuntergange,
sieh das Abendgrün des Rasengrunds;
ist es nicht, als hätten wir es lange
angesammelt und erspart in uns,
um es jetzt aus Fühlen und Erinnern,
neuer Hoffnung, halbvergeßnem Freun,
noch vermischt mit Dunkel aus dem Innern,
in Gedanken vor uns hinzustreun
unter Bäume wie von Dürer, die
das Gewicht von hundert Arbeitstagen
in den überfüllten Früchten tragen,
dienend, voll Geduld, versuchend, wie
das, was alle Maße übersteigt,
noch zu heben ist und hinzugeben,
wenn man willig, durch ein langes Leben
nur das Eine will und wächst und´schweigt.
Rainer Maria Rilke (1875-1926)
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Johann Wolfgang von Goethe über Natur

Kommt, von allerreifsten Früchten
mit Geschmack und Lust zu speisen!
Über Rosen läßt sich dichten,
in die Äpfel muß man beißen.

Faust (mit der Jungen tanzend):

      Einst hatt ich einen schönen Traum
      Da sah ich einen Apfelbaum,
      Zwei schöne Äpfel glänzten dran,
      Sie reizten mich, ich stieg hinan.

Die Schöne:

      Der Äpfelchen begehrt ihr sehr,
      Und schon vom Paradiese her.
      Von Freuden fühl ich mich bewegt,
      Daß auch mein Garten solche trägt.

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Iß Äpfel (Apfellied)

Eines mußt du stets dir merken,
wenn du schwach bist: Äpfel stärken!
Äpfel sind die beste Speise
Für zu Hause, für die Reise,
für die Alten, für die Kinder,
für den Sommer, für den Winter,
für den Morgen, für den Abend.
Äpfel essen ist stets labend.
Äpfel glätten deine Stirn,.
bringen Phosphor ins Gehirn.

Äpfel geben Kraft und Mut
und erneuern dir dein Blut.
Darum, Freund, so lass dir raten:
Esse frisch, gekocht, gebraten
Täglich ihrer fünf bis zehn.
Wirst nicht dick,
doch jung und schön
und kriegst Nerven wie ein Strick -
Mensch im Apfel liegt dein Glück!

Georg Ries


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Einkehr (Volkslied)

Bei einem Wirte wundermild,
Da war ich jüngst zu Gaste;
Ein goldner Apfel war sein Schild
An einem langen Aste.

Es war der gute Apfelbaum,
Bei dem ich eingekehret;
Mit süßer Kost und frischem Schaum
Hat er mich wohl genähret.

Es kamen in sein grünes Haus
Viel leichtbeschwingte Gäste;
Sie sprangen frei und hielten Schmaus
Und sangen auf das beste.

Ich fand ein Bett zu süßer Ruh
Auf weichen, grünen Matten;
Der Wirt, er deckte selbst mich zu
Mit seinem kühlen Schatten.

Nun fragt ich nach der Schuldigkeit,
Da schüttelt er den Wipfel.
Gesegnet sei er allezeit
Von der Wurzel bis zum Gipfel.

Ludwig Uhland (1787 - 1847)

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