Scholze Gret
Liebe auf den ersten Blick
Im August 2019 verliebte sich der Darmstädter Jan Eichenauer in das Gasthaus „Scholze Gret“ in Brensbach im Gersprenztal im südhessischen Odenwaldkreis. Und er zögerte nicht lange. Im Dezember 2019 übernahm er das Restaurant. Sein Ziel: Das historische Anwesen aus dem Jahr 1780 soll zum Zentrum des Dorflebens werden.
„Dass die Gastronomie mein Ding ist, das wurde mir eher zufällig klar“, blickt Eichenauer zurück. Es war Anfang der 2010er-Jahre, als eine Servicekraft in seinem Stammcafé in Darmstadt ausfiel und er aus Freundschaft zum Inhaber einsprang. „Das hat gleich unheimlich viel Spaß gemacht.“ So blieb es nicht bei dem ersten Einsatz. Der damals rund 30-Jährige zeigte Talent, wurde fester Bestandteil des Serviceteams und blieb in der Branche. Er bildete sich weiter, besuchte einen Baristakurs und arbeitete an der Verwirklichung seines Traums vom eigenen Café.
„Das Odenwälder Volkslied, nach dem unser Gasthaus benannt ist, erzählt von der unerfüllbaren Liebe eines jungen Mannes zur hübschen Scholze Gret“, erinnert sich der Darmstädter an seinen ersten Besuch in Brensbach. „Auch ich habe mich sofort in ‚Scholze Gret‘ verliebt – glücklicherweise mit einem guten Ende.“ Schon bei der Entdeckung des historischen Anwesens in einem Immobilienportal im Internet war der junge Gastronom Feuer und Flamme und machte schnell Nägel mit Köpfen. Die Einigung mit dem Inhaber des Areals bereitete keine Probleme, die Verträge wurden unterzeichnet und Eichenauer startete durch.
Bodenständige Speisekarte
Mit Mietkoch Enrico Horn, der ihn auf Vermittlung der Gründerberatung Darmstadt in den ersten Monaten unterstützte, setzte er sich zum Brainstorming zusammen und entwarf eine Speisekarte mit bodenständigen Gerichten, die gleich gut ankamen. „Bei unserem Soft Opening während des Brensbacher Weihnachtsmarkts Anfang Dezember haben wir Burger angeboten. Die wurden uns fast aus den Händen gerissen, das war wirklich toll. Die Aufnahme im Ort war so herzlich, ich habe mich gleich zu Hause gefühlt“, berichtet der Jungunternehmer. Heute ist das „Brensbacher Kochkäse-Schnitzel“ auf der kleinen, aber feinen Karte der große Renner. „Wir brauchen bis zu sechs Kilo Kochkäse in der Woche“, kann es Eichenauer gar nicht fassen. „Dieser Zuspruch ist schon ein Super-Gefühl“ – und motiviert ihn zu zahlreichen Plänen.
Derzeit treffen sich die Brensbacher gerne an der liebevoll restaurierten Holztheke im Erdgeschoss auf ein Bier, einen Wein oder einen Schnaps. Speisen werden im ersten Obergeschoss serviert, wo 40 Plätze zur Verfügung stehen. Der moderne Anbau mit bodentiefen Fenstern, der zuvor als Galerie genutzt wurde, soll zu einem Café umgebaut werden – in dem sich zum Beispiel die Anwohner des nahe gelegenen Seniorenheims bei einem schönen Stück Kuchen und einer Tasse Tee oder Kaffee unterhalten können. „Auch als Event-Location ist das Gebäude perfekt“, freut sich Eichenauer bereits über die erste Buchung für eine Hochzeitsgesellschaft. Und für den Sommer hat er die Eröffnung des Biergartens fest im Auge einschließlich der Aktivierung der sogenannten „Schmiede“ – eines Kamins mit einem Grill – als Biergartenküche.
Großer Zuspruch
„Aktuell haben wir außer sonntags nur am Abend geöffnet – doch ich möchte das ‚Scholze Gret‘ zu einem Zentrum in unserem Dorfleben machen, wo wir in einigen Jahren neben einem Frühstück auch eine kleine Mittagskarte und natürlich Kaffee und Kuchen anbieten“, so die Vision des Gastronomen. „In der kurzen Zeit, seitdem ich das Gasthaus führe, habe ich schon so viel Unterstützung erhalten und wir haben so viele Stammgäste gewonnen, dass ich mich schon fast wie ein echter Brensbacher fühle.“