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Bio Imkerei Willared

„Du musst machen, was dein Herz verlangt!“

Mit gerade mal 25 Jahren ist Marcel Willared einer der wenigen Berufsimker in Deutschland. Knochenarbeit, finanziell nur mäßig reizvoll. Trotzdem sein absoluter Traumjob. Willareds Honigbienen sind in allen Teilen des Odenwalds unterwegs und sammeln Nektar und Pollen. Alles öko, alles bio, alles regional und fair gehandelt. Stammsitz der Imkerei ist in Hardheim.

Man kennt das ja, diese Sache mit dem ersten und dem zweiten Blick. Auf den ersten Blick sieht Marcel Willared aus, wie man sich das Klischee eines streetworkenden Sozialarbeiters in Berlin vorstellt: die dunklen Dreadlocks zu einer Art Dutt gebunden, Vollbart und Piercing im Gesicht, der rechte Arm ein einziges dunkles Tattoo.

Wer sich auf den berühmten zweiten Blick einlässt, entdeckt in dem Tattoo riesige Honigwaben, diese perfekten kristallinen Gebilde, die sich Mutter Natur in einer ihrer Sternstunden ausgedacht haben muss. Dazu eine gigantische Biene: das Tier, dem Marcel Willared seinen Beruf widmet. Und vielleicht sogar sein ganzes Leben.

Willared ist gerade mal 25 Jahre alt und gehört zu den wenigen Berufsimkern in Deutschland. Gelernt hat er in Mayen, am „Fachzentrum Bienen und Imkerei“. Jedes Jahr werden deutschlandweit 20 Männer und Frauen zu Profi-Imkern ausbildet. „Ich war der Jüngste in meiner Klasse“, erinnert sich Willared, „die anderen hatten alle schon eine Ausbildung, ein halbes Berufsleben hinter sich und wollten nun endlich doch Imker werden.“ Marcel Willared wusste schon als kleiner Junge, dass er „etwas mit Tieren“ machen wollte, „etwas mit Natur“. Und Marcel hatte einen guten Wegweiser: Vater Dieter Willared.
Auch Dieter Willared ist seit seiner Kindheit und Jugend fasziniert von Bienen, sein Vater imkerte schließlich auch. Lernen musste Dieter aber einen „vernünftigen“ Beruf, beschlossen die Eltern. Dieter wurde Tischler, machte die Imkerei zum Hobby und gab die Liebe zu den Bienen an Sohn Marcel weiter. Als der darüber nachdachte, Imker zu lernen, unterstützte ihn Vater Dieter sofort und ohne zu zögern: „Du musst machen, was dein Herz verlangt.“

Jetzt sind die beiden gemeinsam und hauptberuflich in Sachen Bienen unterwegs. Marcel ist der Chef der Bio-Imkerei Willared, Vater Dieter sein wichtigster Mitarbeiter. Haben sie früher ihren Bio-Honig an Großkunden verkauft, sind sie inzwischen in die Selbstvermarktung eingestiegen ­– mit einem kleinen Laden irgendwo zwischen dem badischen Hardheim und dem bayerischen Miltenberg.
 

Eine quirlige Einsiedelei

Und da ist sie wieder, die Sache mit dem ersten und dem zweiten Blick: Auf den ersten Blick wirkt das ehemalige Forsthaus in der Nähe der Landesstraße zwischen Baden-Württemberg und Bayern wie ein einsames Refugium, fernab von allem Trubel. Ein geschotterter Weg führt durch ein kurzes Stück Wald zum Gelände, zwei große Hunde begrüßen zurückhaltend den Besucher, hinter dem Haus liegen zwei zahme Wildschweine in der Sonne. Eine Einsiedelei tief in der Stille des Waldes?

„Oh, nein, ganz im Gegenteil!“, sagt Marcels Mutter Stephanie und lacht herzlich. Die ganze vielköpfige Patchwork-Familie wohnt hier. „Momentan leben wir zu acht im Haus.“ Dauernd bringen Kinder Freunde mit, oft ist Besuch da, oder Kunden, die im kleinen Lädchen Honig oder Kerzen oder allerlei andere Honig- und Wachs-Produkte kaufen wollen. „Wenn ich hier mal alleine bin, dann ist das die absolute Ausnahme“, sagt Stephanie Willared. Das ehemalige Forsthaus, das zur Gemeinde Hardheim gehört, ist der quirlige Dreh- und Angelpunkt der Willared’schen Imkerei. Das Herz des Unternehmens, das für die Bienen schlägt, und für die ökologische Produktion, den regionalen, fairen Handel.

„Lange Transporte ersparen wir den Bienen“

300 Völker hat Marcel Willared im Einsatz. Die Bienen leben in naturbelassenen Holzkästen, den sogenannten Beuten. Die baut Vater Dieter als gelernter Tischler selber, wie überhaupt ein Großteil des Imker-Equipments sorgfältig selbst gebaut wird. Immer wieder suchen Vater und Sohn neue Standplätze für die Völker, an denen sie zu Tausenden ausschwärmen und Pollen sammeln dürfen: mitten in der Natur bei Linden, Kastanien oder wilden Kirschen. Oder auf den Flächen von ökologisch arbeitenden Landwirten, im Bio-Raps, Bio-Fenchel oder Bio-Buchweizen, zwischen Sonnenblumen und Phacelia. „Wir sind in einem Umkreis von maximal 100 Kilometern unterwegs, längere Transporte ersparen wir unseren Bienen“, sagt Vater Dieter Willared.

Wer Vater und Sohn zuhört, ahnt, welchen Respekt, welche Ehrfurcht sie den winzigen Tieren entgegenbringen „Wenn es irgendein wirklich intelligentes Tier auf diesem Planeten gibt, dann ist es die Biene“, sagen sie. Ein Tier, das seit 100 Millionen Jahren „fantastisch genetisch ausgereift“ sei. „Das Leben und Arbeiten eines Bienenvolkes, das ist so genial, da gibt es in der Evolution schlichtweg nichts mehr zu verbessern!“

Die Völker halten die Familie Willared das ganze Jahr – das Bienenjahr hindurch – auf Trab. Standplätze finden, Bienen transportieren, Honig ernten, schleudern, abfüllen. Beuten bauen und reparieren. Für die Vermarktung sorgen, Bioläden abklappern, auf den sozialen Netzwerken präsent sein. Königinnen züchten, Kerzen ziehen, neue Ideen aushecken. Derzeit erzeugen die Willared-Bienen 13 verschiedene Honige. „Unsere Produktion pro Tracht ist klein, aber fein“, sagt Chef-Imker Marcel.

Auf den Spuren des Manuka-Honigs

Seine Heimat – der Odenwald – war für Marcel der optimale Ort, um sich selbständig zu machen. Das Ländliche, die sanften Hügel des hessischen Odenwaldes, die tiefen Wälder im Badischen. „Ich könnte mir nicht vorstellen, woanders, womöglich in einer Stadt zu leben“, sagt er. Einmal hat es ihn aber doch weggezogen, weit weg. Bis nach Neuseeland. Aber natürlich folgte Marcel Willared auch dabei dem Ruf der Bienen.

Neuseeländische Bienen nämlich sammeln den Nektar der Südsee-Myrte, auch Manuka genannt. Der Manuka-Honig wirkt hochgradig antibakteriell und wird deswegen als Heilmittel verwendet, zum Beispiel zur Wundversorgung. Die Nachfrage auch in Deutschland wird immer größer, und ein hochwertiger Manuka-Honig kostet schon mal ein paar hundert Euro pro Kilo.

Wie die neuseeländischen Imker arbeiten, was einen guten Manuka-Honig ausmacht, das wollte Marcel genauer wissen. Und so war er eine Honigsaison lang auf der ländlich geprägten Südinsel mit neuseeländischen Kollegen unterwegs.

Gelernt hat er dabei nicht nur jede Menge über Manuka-Honig, sondern auch über den Stellenwert der Imkerei am anderen Ende der Welt: „In Neuseeland sind Imker angesehene und gut bezahlte Fachkräfte“, sagt er. In Deutschland sei das anders. Knochenarbeit, finanziell nur mäßig reizvoll.

 

„Trotzdem der schönste Beruf der Welt“, sagt Marcel und lacht. Und dann muss er irgendwann wieder los, die Völker im Bio-Buchweizen kontrollieren, oder die Bienen in der Streuobstwiese besuchen, raus in die Felder voller Sonnenblumen und Phacelia.

Text: Friederike Kroitzsch

 

 

Die Reportage wurde gefördert durch die Hessische Kulturstiftung.

 

Das Honiglädchen

Im November 2012 ist die Imkerei Willared einschließlich "Das Honiglädchen" in das Forsthaus Breitenau. Dort wird zur Zeit eine Berufsimkerei aufgebaut und "Das Honiglädchen" neu eingerichtet.

Bio-Imkerei Willared

Breitenau 2 - Forsthaus

74736 Hardheim


T.: 0 62 83-22 66 144

E-Mail: imkerei.willared@gmail.com

Website: www.bio-imkerei-willared.de

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Öffnungszeiten

Das Honiglädchen

Freitags von 15.00 bis 20.00 Uhr
Samstags von 11.00 bis 16.00 Uhr und

nach terminlicher Vereinbarung.



 

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