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NATURSCHUTZGEBIET ROTES WASSER
 
Wo Sonnentau und Siebenstern eine Heimat finden
Es ist eines der letzten Moore im Odenwald: das Naturschutzgebiet „Rotes Wasser“ nördlich von Olfen – Schutz- und Lebensraum für zahlreiche seltene Pflanzen und Insekten.
 

Im südhessischen Odenwaldkreis im Quellgebiet des Finkenbaches, der später bei Hirschhorn in den Neckar fließt, ist zwischen den Hängen des Spessartkopfes und des Kirchberges ein faszinierendes Biotop anzutreffen: eine Pflanzenwelt, die zwischen Rhein, Main und Neckar einzigartig und nur mit der in den nordischen Tundren vergleichbar ist.

Auf den Torfmoospolstern wuchern die zarten, feinblättrigen Ranken der Moosbeere, im Englischen Cranberry genannt, deren Früchte im Spätsommer reifen und den Preiselbeeren ähneln. Kenner schätzen ihren leicht säuerlichen Geschmack.

 

Die nassen, sauren und nährstoffarmen Moorböden bieten auch dem rundblättrigen Sonnentau einen perfekten Lebensraum. Die insektenfressende Moorpflanze, die im Juli und August kleine weiße Blüten entwickelt, fängt ihre Beute mit einer klebrigen Flüssigkeit, die ihre zahlreichen Drüsenhärchen an den roten, runden Blättchen ausscheiden.

Auch der Siebenstern, ein Primelgewächs, liebt die sauren Torfböden und gedeiht in dem auch Olfener Moor genannten Gebiet. Er blüht im Mai und Juni mit einer weißen, siebenteiligen Blüte, die der des Buschwindröschens ähnelt. Zu den in der Roten Liste erfassten und vom Aussterben bedrohten Pflanzen zählt auch das Wollgras. Außerdem haben das Sumpfveilchen, der Sumpfbärlapp, Knabenkraut und Fieberklee, die Schnabelsegge und viele Farn- und Moosarten hier ein Rückzugsgebiet gefunden – ebenso wie die seltenen Libellenarten Kleine Moosjungfer, Schwarze Heidelibelle und Vierfleck sowie andere nur noch selten anzutreffende Insektenarten. Im März und April ist das Moor Laichgewässer für Kröten und Frösche. Im Sommer kann man die Mooreidechse beobachten. Seinen Namen verdankt das Rote Wasser möglicherweise der hier vorkommenden Braunalge, die das im Wasser befindliche Eisen bindet und sich in den Wassergräben als rostroter Belag absetzt.

Naturschutzgebiet seit 1980

„Durch die Einleitung eines Anhörungsverfahrens im Jahre 1979 und einer Verordnung vom 22. September 1980 gelang es, das Rote Wasser mit einer Fläche von insgesamt zwölf Hektar unter Naturschutz zu stellen“, erinnert sich Horst Schnur, langjähriger Landrat des Odenwaldkreises. „Das Rote Wasser von Olfen wurde zudem für das europäische Schutzgebietsnetz NATURA 2000 ausgewählt, da es das einzige Gebiet des Odenwaldes mit einem Zwischenmoor ist – ein Moor, das sowohl von Grundwasser als auch von Regenwasser gespeist wird.“

Eine Entscheidung, die damals auch keinen Aufschub duldete, denn das einzigartige Bruchmoor wurde durch die forstwirtschaftliche Nutzung stark bedroht. Bei der Anpflanzung von Fichtenkulturen wurden Entwässerungsgräben gezogen, um zu verhindern, dass die Pflänzchen im nassen Moorboden ersticken. Heute weiß man, dass Fichtenhochwälder den Boden stark austrocknen. So wurden inzwischen die artfremden Hölzer entfernt – zugunsten der für eine typische Bruchlandschaft mit ihren ausgedehnten Feuchtgebieten und Grünflächen typischen Erlen, Buchen, Ebereschen und Birken.

„Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, das Rote Wasser zu erhalten“, so Schnur. „Moore sind die effektivsten Kohlenstoffspeicher aller Landlebensräume und verzögern deshalb die Klimaveränderungen. Auch deshalb ist ihr Schutz von großer Bedeutung.“
 

Zahlreiche Wanderwege

Viele Wege führen zu diesem einzigartigen Biotop, etwa von Grasellenbach durch den Wald, über den Spessartkopf mit seinem Siegfriedsbrunnen oder von Güttersbach. Auf der dritten Etappe des Fernwanderwegs Nibelungensteig ist das Rote Wasser von Olfen mit seiner Einkehrmöglichkeit im „Spälterwald“ eines der zahlreichen interessanten Highlights. Tipps und Ratschläge geben hier auch die erfahrenen Wanderführer des Odenwaldclubs oder die Geopark-Ranger des UNESCO Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald.

 

Text: Ulla Cramer

 

Hinweise zum Thema Moore:
– Die Sielmann-Stiftung unterstützt die Rettung für Moore
Kurzbeitrag Moore - Wichtige Klimaretter für unsere Region vom HR
Im Mooratlas vom BUND findet man viele Wissenswertes
Tatsächlich sind bei allen Wanderungen die Wege das Ziel. Sie führen durch abwechslungsreiche Landschaftsteile. Entlang schöner ausgedehnter Waldgebiete, vorbei an Feldern und Wiesen sind immer wieder die schöne Hügellandschaft des Odenwalds zu erkennen.
INFO NIBELUNGENSTEIG:

Der Nibelunegnsteig ist ein insgesamt 130 Kilometer langer und durch den Wanderverband zertifizierter Fernwanderweg. Die Hauptroute beginnt in Zwingenberg an der Bergstraße und führt über die Höhen und Täler des Odenwaldes, bergauf und bergab, durch den gesamten Odenwald bis nach Freudenberg am Main.

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